Die Lederfabrik - Hirschbergs Zugang zur Welt
Das Wirtschaftsprofil der Stadt Hirschberg prägte bis 1992 die Lederherstellung. Aus einer kleinen Gerberei entwickelte sich in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts die größte Sohlenlederfabrik Deutschlands, die Lederfabrik des Heinrich Maximilian Knoch. Die Firma unterstützte maßgeblich die Eröffnung der Bahnlinie Schöneberg - Hirschberg, errichtete Wohnhäuser für Arbeiter und Angestellte sowie eine Badeanstalt mit medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, schuf ein umfangreiches Sozialwerk.
In den 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden jährlich 600.000 Rindshäute u.a. zu Sohlenleder verarbeitet. Bis zu 1.500 Beschäftigte waren in der Lederfabrik Heinrich Knoch AG tätig. Das Herstellungssortiment umfasste Sohlenleder, Sattler- und Geschirrleder, Schuhrahmen sowie pflanzlich und chromgegerbtes Oberleder. 1946 wurden 70% der Anlagen für Reparationsleistungen an die Sowjetunion demontiert, im gleichen Jahr erfolgte die entschädigungslose Enteignung der Aktionäre. Die Fabrik wurde zunächst landeseigener später volkseigener Betrieb (VEB).
Anfang der 1960er Jahre ging der Bedarf an Sohlenleder zurück, andererseits stieg die Nachfrage nach Schuhoberleder. Deshalb erfolgte bis 1965 die Umstellung des Betriebes auf die Herstellung chromgegerbter Schuhoberleder.
Im VEB Lederfabrik wurden etwa 30 verschiedene Lederarten und jährlich aus etwa 550.000 Rindshäuten mehr als 2 Millionen Quadratmeter Oberleder hergestellt. Der Betrieb beschäftigte etwa 900 Mitarbeiter und gehörte zum VEB Schuhkombinat Weißenfels. Bis 1989 lag die Lederfabrik im Sperrgebiet, unmittelbar an der deutsch-deutschen Grenze.