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Die Zeit ohne Wiesenfest

 
1952 wurde Hirschberg Sperrgebiet. Allen schon zugesagten Schaustellern musste abgeschrieben werden.
 
In einem Brief an den Schausteller Gerhard Raab, der mit seinem Auto-Scooter kommen wollte, hieß es: „...dass das Wiesenfest in diesem Jahr nicht stattfinden kann, ...Schon heute sprechen wir die Hoffnung aus, Sie zu unserem nächsten Wiesenfest in einem geeinten, demokratischen Deutschland begrüßen zu können. Kämpfen wir alle dafür, dass dieser Zeitpunkt nicht allzu fern liegt!“
 
Die Stadtverwaltung begründete die Absagen folgendermaßen:
„...da Hirschberg aufgrund der Verordnung der Regierung zum Schutz der Demarkationslinie Sperrgebiet geworden ist. Aus diesem Grunde wird es auch nicht möglich sein, dass Sie Hirschberg in diesem Jahre besuchsweise aufsuchen können, da hierzu eine Genehmigung der Volkspolizei nötig ist, die nur in dringenden Fällen erteilt werden kann!“
 
Brief der Stadtverwaltung an Herrn Gustav Feig sen.:
10.06.1952
 
Betr.: Stechvögel für das Wiesenfest 1952
 
Nachdem Hirschberg aufgrund der Landespolizeiverordnung vom 27.05.1952 Sperrgebiet geworden ist, findet das Wiesenfest in diesem Jahr nicht statt. Aus diesem Grunde ziehen wir hiermit unsere Bestellung von zwei Stück Stechvögeln vom 14.05.1952 zurück
Bürgermeister
 
 
Im Jahre 1953 erhielten die Schausteller, die sich in Hirschberg beworben hatten, folgende Nachricht:
 
„...dass es noch nicht feststeht, ob unser Wiesenfest im Jahre 1953 durchgeführt werden kann. Die Stadtgemeinde Hirschberg/Saale fällt auf Grund der Polizeiverordnung vom 27.05.1952 in die 500 m-Sperrzone an der D-Linie (Demarkationslinie), was bedeutet, dass hier keine Veranstaltungen stattfinden dürfen.“
 
Am 23.02.1954 lautete die Antwort auf die Anfrage der Schausteller folgendermaßen:
 
„...dass Hirschberg nach der Polizeiverordnung vom 27.05.1952 zum 500 m-Sperrgebiet der Demarkationslinie gehört und aufgrund dessen keine Veranstaltungen stattfinden dürfen. Wir möchten Ihnen jedoch vorschlagen, bei dem Volkspolizeikreisamt Schleiz um Genehmigung nachzusuchen, dass Sie zum Internationalen Kindertag am 01.06.1954 hier gastieren können!"
 
In den nun folgenden Jahren bemühte sich der Festausschuss anlässlich des Internationalen Kindertages, der am 01. Juni begangen und staatlicherseits festgelegt worden war, ein Volksfest durchzuführen. In einem Schreiben an die Industrie- und Handelskammer der DDR, Geschäftsstelle Schleiz, in dem die Feste der Stadt Hirschberg für den "Marktkalender 1956" gemeldet werden sollte, hieß es:
„...dass in Hirschberg in der Zeit vom 30.05. bis 03.06. ein Volksfest abgehalten wird. Das bisher erwähnte Wiesenfest entfällt hierdurch.“
 
 
Unter großen Schwierigkeiten wurden diese Volksfeste durchgeführt. So war z. B. die Sperrstunde für Hirschberg in den Sommermonaten auf 23.00 Uhr festgelegt worden. Um sie bis 24.00 Uhr zu verlängern, musste die Genehmigung von der Grenzpolizeikommandantur eingeholt werden. Dasselbe galt für das Ausschenken alkoholischer Getränke auf dem Sportplatz und beim Tanz in der Turnhalle. Jede Veranstaltung musste von der Grenzpolizeikommandantur genehmigt werden. Bürger, die aus der Umgebung Hirschbergs zum Volksfest wollten, meldeten sich bei ihrem Bürgermeister zwecks Einreise in die 500 m-Sperrzone.
Die Bürgermeister sandten dann die namentliche Aufstellung an die Grenzpolizei in Hirschberg. So mancher Besucher und Schausteller erhielt die Einreisegenehmigung nicht. Da keine großen Besucherzahlen erreicht wurden, konnten die Gebühren für die Tanz- und Unterhaltungsmusik nicht bezahlt werden. Konsumgenossenschaft und Handelsorganisation übernahmen den Verkauf von Bockwürsten, Süßwaren und Getränken.
1955 erhielt jedes Kind eine Bratwurst und 100 g Süßware. Dazu musste beim Rat des Kreises ein Freigabeschein erwirkt werden, da die Lebensmittel noch rationiert waren. Die Schule sollte einen Teil der Zuckermarken für die Ausgabe der Süßwaren bereitstellen.
Nach dem Umzug führten die Schüler Freiübungen vor. Sport- und Tanzveranstaltungen sowie die Fahrgeschäfte und Buden sorgten für gute Unterhaltung.
 
Schreiben der Stadtverwaltung
 
 

Durch verschärfte Grenzmaßnahmen ab 1961 wurde es immer schwieriger, Volksfeste anlässlich des Internationalen Kindertages zu veranstalten. In den folgenden Jahren organisierten nur noch die Schule und die Kindergärten Veranstaltungen für die Kinder.)

 

weiter mit:
Vom Sommerfest zum Wiesenfest

 

Kontakt

 

Stadtverwaltung

Marktstraße 2
07927 Hirschberg

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